Alle, die Gullfoss (Goldener Wasserfall) an einem sonnigen Nachmittag erleben, wissen woher er den Namen hat: Die feine Gischt, die aus zwei insgesamt 32 m herabstürzenden Kaskaden der Hvitá (Weißer Fluss) in dicken Wirbeln aufsteigt, schimmert golden in der tiefstehenden Sonne. Die Hvitá , ein Gletscherfluss des Langjökull, rauscht zunächst über eine 11 m Hohe Gesteinstreppe, ehe es an einem zweiten Vorsprung weitere 21 m hinabstürzt. An dieser Stelle der Hvítá liegt die durchschnittliche Wasserführung bei 109 m³/sek. Während der Frühjahrsschmelze und bei gleichzeitig hohem Niederschlag erreichen die Wassermassen jedoch bis zu 2.000 m³/sek. Im weiteren Verlauf hat der Fluss eine 3 – 4 km lange Schlucht gegraben, die stellenweise bis 70 m tief ist.
Besonders im Winter bietet der Gullfoss eine wahre Natursensation, denn oft gefriert das Wasser des Wasserfalls und es bilden sich sehr dicke Eisschichten.
1907 wäre um Haaresbreite ein großes Kraftwerk, das 244 Gigawattstunden pro Jahr, produzieren sollte, erbaut worden. Der taffen Sigriður Tómasdóttir vom ansässigen Bauernhof Brattholt ist es zu verdanken, dass dieses Projekt scheiterte.
Im Jahre 1906/1907 versuchte ein wohlhabender Engländer den Wasserfall für 50.000 ISK von Bauer Tómas zu erwerben, scheiterte aber mit seinem Vorhaben. 1907 verpachtete ihn der Bauer Tómas, zu dessen Land er gehörte, schließlich der isländischen Regierung zur Stromerzeugung, bereute diese Entscheidung aber bald. Er versuchte zunächst den Vertrag rückgängig zu machen und dann durch Nichtannahme der Pacht diesen Vertrag ungültig werden zu lassen. Er scheiterte allerdings mit diesem Vorhaben. Ihre Gegner waren mächtige und reiche Männer des Staates. Auf einmal, als alles verloren schien, drohte Sigríður Tómasdóttir, sich beim ersten Spatenstich in den Wasserfall zu werfen. Glücklicherweise kam es nicht dazu. Ihr Rechtsanwalt Sveinn Bjornsson, der 1944-1953 der erste Präsident Islands wurde, schaffte es, den Vertrag zu annullieren, und Gullfoss wurde wieder Eigentum von Bauer Tómas und Tochter Sigridur.
Sigríður Tómasdóttir war in Brattholt 1874 geboren und lebte dort ihr ganzes Leben. Sigridur starb 1957 und wurde auf dem Haukadalur Friedhof begraben. Heute steht am Fuße des Wasserfalls ein von Ríkarður Jónsson gefertigter Reliefstein, der Sigriður zeigt.
Am 9. März 1979 wurde der Gullfoss unter Naturschutz gestellt.