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In früheren Zeiten war Stavanger ein Synonym für Hering und Konservendosen, aber dann kam der Ölboom vor der Küste. Keine andere norwegische Stadt wuchs so schnell wie Stavanger. Stavanger ist mit 145.568 [1] Einwohnern die viertgrößte Stadt in Norwegen.

Mit Gamle-Stavanger besitzt die Stadt eines der besterhaltenen nostalgischen Holzhausviertel in Norwegen. Gamle-Stavanger besteht aus 173 denkmalgeschützten Holzhäusern. 1975 wurde der Erhalt der kleinen Holzhäuser Teil eines Pilotprojektes, in das auch Røros und Nusfjord auf den Lofoten einbezogen wurden.

Ihre „offizielle“ Stadtgeschichte beginnt im Jahre 1125 mit dem erlangten Bischofssitz und dem Bau des Doms, doch die archäologischen Funde am Boknafjord Delta weisen bis in das 4. Jahrhundert zurück. In Ullanhaugard am Stadtrand sind Spuren der Erstbestellung noch erhalten. König Harald Schönhaar schlug am Ufer des Hafrsfjords, der heute zum Stadtgebiet gehört, um das Jahr 872 eine entscheidende Schlacht, mit der er das damals aus vielen Kleinfürstentümern bestehende Norwegen zum ersten Mal zu einem geschlossenen Reich vereinte.

Die Stadtrechte erhielt Stavanger erst im Jahre 1245.

Jahrhunderte lang war Stavanger die wichtigste Stadt an der Südküste des Landes. 1684 wurde jedoch der Bischofssitz nach Kristiansand verlagert und es wurde still in Stavanger, die Stille endete erst mit dem „Heringsboom“.

Als um 1800 riesige Heringsschwärme vor der Küste auftauchten, spezialisierten sich Stavangers Einwohner auf den Fang und der Weiterverarbeitung des Herings, die hauptsächlich als Salzheringe nach ganz Europa exportiert wurden. Für die Verarbeitung waren umfangreiche Salzimporte nötig und Stavanger wuchs schnell zu einer wichtigen Handelsstadt in Norwegen heran. Der Fang führte zum Aufbau der Konservenindustrie und die Arbeitskräfte aus dem weiten Umland kamen in die Stadt.

Um 1870 gingen die Heringe langsam zurück und die Einheimischen sattelten auf den Fang von Brislingen [2] um, die geräuchert und in Konservendosen verpackt als „norwegische Ölsardinen“ verkauft wurden. Zu dieser Zeit gab es bis zu 70 Konservenfabriken, die fast 75 % der Bevölkerung Arbeit gab. Ältere Bewohner aus Stavanger können sich noch immer an den penetranten, tranigen Fischgestank erinnern, der bis ins 20. Jahrhundert hinein oft über der Stadt lag und von vielen „der Geruch des Geldes“ genannt wurde. Auch die Brislinge gingen durch stetige Überfischung in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts stark zurück und die Stadt versank erneut für ein paar Jahrhunderte in wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit. Das Konservenmuseum in der Altstadt dokumentiert den wirtschaftlichen und sozialen Wandel in jener Zeit.

Im Juli 1966 begann man mit Probebohrungen in norwegischen Gewässern. Damals scherzte ein Geologe eines britischen Konzerns, er wolle jeden Tropfen Öl trinken, der gefunden werde. Nach 32 Trockenbohrungen gaben die Firmen auf. Erneut wurden im Herbst 1969 durch die amerikanische Firma Phillips Petroleum Bohrungen vor Stavangers Küste durchgeführt und am 23. Dezember 1969 stießen sie auf das gigantische Ekofisk-Field.

Die Rettung aus dem Meer verhalf Stavanger zur internationalen Ölmetropole. Den Sitz des Öldirektorates und der staatlichen Gesellschaft STATOIL wurden aufgrund der günstigen Lage nach Stavanger gelegt. Viele internationale Ölgesellschaften haben ebenfalls ihren Sitz in Stavanger u. a. die Gaz de France Norge AS, Eni Norge, Total, ConocoPhillips, Shell, BP, Exxon Mobil etc.

[2] Brisling ist ein anderer Name für die Sprotte (Sprattus sprattus) Der bis zu 16 cm lange Fisch wurde bis 1915 auch als „norwegische Sardine“ vermarktet. Jahrelang gab es einen Rechtsstreit um den Begriff „Sardine“, den andere schon vorher erfunden hatten. Als Alternative wurden die kleinen Dosenfische eine Weile als „Heringssardinen“ und „Brislingsardinen“ verkauft.



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